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Nachtrag von Reni Hofmüller

"P.S.: Der Alltag ist ein Hund!" (aus einem email von Maki Stolberg, 30.9.2009)

Nach über 2 Jahren Arbeit an dem Projekt Alltag geht dieses Experiment nun zu Ende.
Das Erinnern an Fremde in den eigenen Alltag zu integrieren, war die Herausforderung, der sich die 8 beteiligten Personen stellen mussten und stellten. Die Ausgangsüberlegung oder Handlungsmatrix, dieses Erinnern immer an den Geburtstagen dieser fremdem Frauen zu praktizieren, stellte sich bald als im Grunde nicht praktikable Heransgehensweise heraus. 

Mit jedem Mal nachdenken ergaben und ergeben sich neue Fragen und Unschärfen: Wer waren diese Frauen? Weiss da vielleicht jemand mehr? Wollen deren Familienangehörige vielleicht gar nicht, dass in dieser Weise der Frau gedacht wird? Wer weiss, ob die Frauen selbst - also all jene, die in dieser Liste genannt sind, das überhaupt gewollt hätten?

Zu Beginn des Projektes standen sie stellvertretend für eine Haltung, die heute (und wohl auch damals) als Zivilcourage bezeichnet wird. Also geht es doch nicht um sie? Wie einen Bezug herstellen?

Ansätze und Umsetzungsideen wurden entwickelt, diskutiert, getestet und wieder verworfen. Letztendlich sind alle beteiligten KünstlerInnen und Theoretikerinnen auf Lösungen gekommen, die ihrem Zugang und ihrem eigenen Alltag entsprechen. 

So haben Maki Stolberg und Rudolfine Lackner das Projekt in ihren eigenen Arbeitsalltag integriert.
Maki Stolberg arbeitete mit Schülerinnen einer ihrer Klassen und entwickelte mit ihnen gemeinsam das Denkmal  nicht/machen/können.
Rudolfine Lackner erstellte eine erste Namenliste zu widerständigen Künstlerinnen während des NS-Regimes und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf eine Leerstelle, die es "gegenzuerinnern" gilt.           

Helga Hofbauer war zu Beginn als Technik-Support-Person ins Projekt gekommen und beteiligte sich dann auch als Künstlerin mit ihrer Recherche.

Miriam Raggam setzte sich in ihrer Performance-Reihe an oppressive silence spreads over me like a profound swoon der "undefinierten Öffentlichkeit" in verschiedenen öffentlichen Räumen aus und entschied sich, nur einige wenige der Umsetzungen als repräsentative Aktionen und stellvertretend für das Erinnern an alle zu setzen. 

Jogi Hofmüller nahm die Daten der Vergangenheit und verknüpfte sie mit zukünftigen Geschichten, mit Biografien von Nachgeborenen, die im Jahr 2008 an den Geburtstagen auf der Liste auf die Welt gekommen sind. Erinnerung braucht Anker.

Margret Kreidl stellte sich der Präsenz der Geschichte in ihrer eigenen nächsten Umgebung und formulierte mit ihrem Text 2 Zimmer, 2 Tische ihre eigene Liste.

Reni Hofmüller gab den Namen auf der Liste einen räumlichen Platz, mit einer virtuellen Strassenumbenennungsserie, die auf die Unsichtbarkeit der Frauen hinweisen sollte.

Leo Kreisel arbeitete mit Wiederholung, denselben Namen immer wieder, in seinem Beitrag:

unvollständiger Katalog
Blindband, handbeschrieben
Auflage: 1 Stück

Thomas Musil bezeichnete das Projekt Alltag in einem Telephonat einmal als k.o.-Schlag, also als nicht lösbare Aufgabe.